Wann haben Babys ein erhöhtes Allergierisiko?

Von Säuglingen mit erhöhtem Allergierisiko spricht man, wenn mindestens ein Elternteil und/oder ein Geschwisterkind an Asthma, Heuschnupfen oder Neurodermitis leidet. In diesem Fall steigt das Allergierisiko für Ihr Baby an. Ist beispielsweise ein Elternteil allergisch, dann liegt das Allergierisiko für das Baby bei ca. 20-40 %. Hat ein Geschwisterkind eine Allergie, liegt das Risiko bei ca. 25-35 %. In solchen Fällen sprechen Sie am besten direkt mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin. Doch nicht nur die Genetik, auch äußere Faktoren der Umwelt und des jeweiligen Lebensstils (Art der Geburt und der Einsatz von Antibiotika) spielen eine wichtige Rolle – Faktoren, auf die Sie als Eltern im Sinne der Vorbeugung positiv Einfluss nehmen können. Die Darmflora scheint ebenfalls einen Einfluss auf die Vermeidung von Allergien zu haben. Eine gesunde Darmflora unterstützt zudem die Reifung des Immunsystems. Muttermilch enthält prebiotische Oligosaccharide, die eine bifidusdominante, also gesunde, Darmflora fördern und so die Abwehrkräfte stärken.

Was tun bei Kuhmilcheiweißallergie des Babys?

Wenn Sie Ihr Baby stillen und bei ihm eine Allergie gegen Kuhmilcheiweiß festgestellt wurde, sollten Sie Milch und Milchprodukte aus Ihrem Speiseplan streichen. In jedem Fall sollten Sie darüber mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin sprechen. Die Calciumversorgung muss dann über andere Nahrungsmittel sichergestellt werden. Gute Calciumlieferanten stellen beispielsweise calciumreiches Mineralwasser, aber auch Grünkohl, Spinat, Fenchel und Rucola dar.

Beikosteinführung bei Babys mit erhöhtem Allergierisiko

Wie bei allen anderen Kindern auch, liegt bei allergiegefährdeten Babys das ideale Zeitfenster für die Einführung der Beikost zwischen der 17.und 26. Lebenswoche. Eine späte Einführung der Beikost bringt keinen Vorteil.

Was ist eine Allergie?

Allergische Reaktionen sind „fehlgeleitete“ Abwehrreaktionen des körpereigenen Immunsystems auf eigentlich harmlose Fremdstoffe, die sogenannten Allergene. Allergene kommen in der Luft oder in Nahrungsmitteln vor, zum Beispiel Blütenpollen, Hausstaub oder in Kuhmilch. Das Immunsystem erkennt diese Allergene als körperfremdes Eiweiß und reagiert auf sie in unterschiedlicher Art und Weise, z. B. durch:
• Reaktionen über die Haut (Ausschläge, Quaddeln),

• Auswirkungen auf die Atemwege

• Auswirkungen auf die Bindehäute

• Auswirkungen auf den Magen-Darm- Trakt

Was ist eine Unverträglichkeit?

Im Gegensatz zu einer Allergie ist das Immunsystem bei einer Unverträglichkeit des Körpers nicht beteiligt. Stattdessen reagiert der Körper hier auf bestimmte Stoffe überempfindlich, z. B. bei direktem Kontakt mit bestimmten Lebensmitteln oder durch einen Enzymmangel. Weil die Symptome bei einer Allergie und bei einer Unverträglichkeit oft gleich sind, können sie nur vom Arzt bzw. von der Ärztin diagnostiziert werden.

Allergien vorbeugen

Es gibt manche Dinge, sofern ein Risiko besteht, die Sie tun können, um Allergien bei Ihrem Baby vorzubeugen. Allerdings handelt es sich bei diesen Maßnahmen nur um eine Vorsorge – einen absoluten Schutz gibt es nicht.

• Falls möglich, sollten Sie Ihr Baby in den ersten vier bis sechs Monaten stillen.

• Ein- bis zweimal pro Woche sollte fetter Seefisch bei Ihnen und/oder im Beikostalter bei Ihrem Baby auf dem Speiseplan stehen.

• Mit der Beikost sollten Sie nicht vor dem fünften und spätestens im siebten Monat beginnen.

• Nicht in der Nähe des Babys rauchen

• Ein gesundes Innenraumklima schaffen, das Schimmel vorbeugt, sowie Luftschadstoffen des Innen- und Außenraumes meiden

• Möglichst keine Katzen anschaffen. Falls Sie bereits Haustiere haben, müssen Sie sie aber nicht zwingend weggeben.

• Lassen Sie Ihr Baby nach der Empfehlung der STIKO impfen, ausführliche Informationen finden Sie unter: www.rki.de

Was ist eine Kuhmilcheiweiß- Allergie?

Kuhmilcheiweiß zählt besonders im Säuglings- und Kleinkindalter mit zu den häufigsten Allergieauslösern. Bis zu 2 bis 3 Prozent der Kinder eines Geburtsjahrgangs reagieren auf Kuhmilcheiweiß. Bei etwa 60 bis 80 Prozent der betroffenen Kinder verliert sich die Kuhmilcheiweißallergie aber bis zum Alter von drei Jahren von selbst. Die Ausprägung der Kuhmilcheiweißallergie ist individuell sehr verschieden. Manche Kinder vertragen Kuhmilcheiweiß in geringen Mengen, während bei anderen bereits ein Tropfen Kuhmilch eine heftige Reaktion – bis hin zum Schock – auslösen kann. Je nach Stärke und Ausprägung der Allergie muss Ihr Baby auf eine mehr oder weniger breite Palette an Milchprodukten verzichten. Auch andere Lebensmittel wie Wurst, Fischsalate, Palatschinken, Brot und Backwaren, viele Fertiggerichte, Fruchtsaftgetränke oder Süßwaren wie Schokolade können Kuhmilcheiweiß enthalten (siehe Zutatenliste). Falls Sie die Vermutung haben, dass Ihr Kind allergisch auf Kuhmilcheiweiß reagieren könnte, dann lassen Sie dies bitte durch Ihren Kinderarzt bzw. Ihre Kinderärztin untersuchen. Er/sie kann Sie auch über die beste Ernährung für Ihr Baby informieren.

Was ist Zöliakie?

Zöliakie (auch glutensensitive Enteropathie genannt) ist eine Unverträglichkeit gegenüber einem bestimmten Getreideeiweiß, dem sogenannten Gluten. Gluten kommt vor allem in den heimischen Getreidesorten Weizen, Roggen, Gerste und Hafer vor und sorgt dafür, dass sich das gemahlene Getreide zusammen mit Wasser gut verarbeiten und backen lässt. Deshalb wird Gluten auch Klebereiweiß genannt. Bei den Betroffenen führt die Zufuhr von Gluten zu einer Entzündung in der Darmschleimhaut. Das hat zur Folge, dass sich die Darmzotten zurückbilden, die für die Aufnahme der Nährstoffe zuständig sind. Aus diesem Grund müssen sich Menschen mit Zöliakie lebenslang strikt glutenfrei ernähren. In diesem Fall regenerieren sich die Darmzotten und können wieder Nährstoffe aufnehmen. Es gibt Getreidesorten, die von Natur aus glutenfrei sind, beispielsweise Reis, Mais, Hirse, Amarant und Quinoa. Vorsicht ist bei vielen Fertigprodukten geboten, die oft „Mehle“ als Bindemittel enthalten. Deshalb sollten Sie auf eine entsprechende Kennzeichnung wie „glutenfrei“ auf der Verpackung achten. Eine Zöliakie kann nur durch den Arzt bzw. die Ärztin diagnostiziert werden. Sollten Sie daher den Verdacht haben, dass Ihr Kind bestimmte Lebensmittel nicht verträgt, sprechen Sie am besten mit dem/der behandelnden Kinderarzt bzw. Kinderärztin.

Kein Lebensmittelverzicht bei allergiegefährdeten Babys

Eine Empfehlung für Lebensmittel, die besonders gut für allergiegefährdete Babys geeignet sind, gibt es nicht. Solange Ihr Baby keine nachgewiesene Unverträglichkeit oder Allergie gegen bestimmte Lebensmittel hat, sollten Sie deshalb keine Lebensmittel auf Verdacht weglassen. Das Gegenteil scheint der Fall: Studien deuten darauf hin, dass es für das Immunsystem Ihres Babys sogar gut ist, wenn es allergenen Stoffen (wie Fisch oder glutenhaltigen Produkten) ausgesetzt ist. Allerdings sollten Sie Ihr Baby langsam an die Beikost gewöhnen und jede Woche nur ein neues Lebensmittel einführen.

Karottenbrei als Beikoststart bei allergiegefährdeten Babys

Expert*innen sehen auch bei allergiegefährdeten Babys keine Bedenken gegenüber Karottenbrei als Beikoststart. Karottenallergien im Säuglingsalter sind sehr selten. Weitere gut verträgliche Gemüsesorten sind Kürbis, Pastinake, Zucchini, Karfiol und Brokkoli.

Neurodermitis beim Baby

Neurodermitis ist eine schubweise auftretende entzündliche Hauterkrankung, die oft mit einem starken Juckreiz verbunden ist. Die Ursachen für Neurodermitis sind vielseitig. Neben der vererbten Veranlagung spielen auch Umweltfaktoren, körperliche und seelische Belastungen, Infekte und Allergene (wie z. B. Lebensmittel, Pollen, Hausstaub, Tierhaare) eine Rolle. Etwa ein Drittel der Kinder mit Neurodermitis haben auch eine Lebensmittelallergie. Daher ist beim Auftreten einer Neurodermitis immer eine umfassende ärztliche Diagnose notwendig. Sollte der Arzt bzw. die Ärztin eine Allergie auf bestimmte Lebensmittel feststellen, sollten Sie die entsprechenden Produkte vermeiden und – in Rücksprache mit dem Kinderarzt bzw. der Kinderärztin – durch geeignete Alternativen ersetzen. Wichtig ist aber auch hier eine altersgerechte, ausgewogene und gesunde Ernährung.