02. Juni 2021

Ein wichtiger Schritt für die Geburtsbegleitung ist getan: Seit Januar 2021 gibt es nun die in Deutschland erste S3-Leitlinie zum Thema vaginale Geburt am Termin. Gemeinsam mit der Bundeselterninitiative Mother Hood haben Hebammen und Ärzt:innen erstmalig eine medizinische Leitlinie für vaginale Geburten unter Beteiligung von Eltern entwickelt. Eine echte Neuheit ist das allemal, denn es gab zuvor kein Dokument, in dem das aktuelle Wissen über die vaginale Geburt so prägnant niedergeschrieben war und Empfehlungen ausgesprochen wurden. Die Leitlinie gilt für Gebärende und deren Kinder, die am Termin als Einling aus Schädellage geboren werden.

Erstmalig liegt Schwangeren nun eine Grundlage vor, die sie mit wissenschaftlich begründeten Empfehlungen auf die Geburt vorbereiten kann. Die werdenden Eltern erhalten einen fundierteren Einblick in ihre Möglichkeiten und können auf dieser Basis zustimmende oder ablehnende Entscheidungen zu medizinischen Eingriffen besser treffen. Ziel der Leitlinie ist also, Frauen verständliche Informationen über die Geburt an die Hand zu geben und somit sowohl ihre Selbstbestimmtheit als auch ihre Rechte zu fördern.

Dass das Wohlbefinden der Gebärenden bei jedem Handeln im Vordergrund stehen sollte, scheint zwar für viele selbstverständlich – allerdings werden in der Realität nach wie vor noch von Geburten berichtet, bei denen sich Patientinnen schlecht behandelt fühlten. Dass nun Empfehlungen zur Aufklärung, Beratung und zum Umgang von werdenden Müttern mit der Leitlinie ausgesprochen wurden, ist daher geradezu revolutionär in der klinischen Geburtsbegleitung. Hierbei spielen Sie als Hebamme eine entscheidende Rolle.

Folgende konkrete Empfehlungen wurden in der S3-Linie zur vaginalen Geburt am Termin erstmals geäußert:

  • Die 1:1-Betreuung durch eine Hebamme ab der aktiven Eröffnungsphase wird begrüßt. Das bedeutet auch, dass Gebärende in der Austrittsphase nicht mehr im Kreißsaal allein gelassen werden sollen.
  • Anstatt eines Dauer-CTGs wird die intermittierende Auskultation befürwortet. Das Ergehen des Babys wird dadurch weiterhin überwacht, aber die werdende Mutter hat mehr Bewegungsfreiheit.
  • Der gebärenden Mutter sollen alle Möglichkeiten zur Schmerzlinderung offengelegt und auch vorrangig nicht-medikamentöse Methoden angeboten werden. Die PDA bleibt nach wie vor die effektivere Vorgehensweise, jedoch soll stets nach den Wünschen der werdenden Mutter gehandelt werden.
  • Der Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen Mutter und Neugeborenem unmittelbar nach der Geburt soll empfohlen werden.
  • Frauen sollen wissenschaftlich fundierte Informationen erhalten und vollkommen objektiv vom Fachpersonal beraten werden.
  • Hebammen und ärztlichen Geburtshelfer:innen obliegt es zum Wohle der werdenden Mutter, gut zusammenzuarbeiten.

Für mehr Informationen schauen Sie sich die S3-Leitlinie „Die vaginale Geburt am Termin“ genauer an.

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