Der Weg zur Hebamme

Wer schon lange als Hebamme in seinem Beruf arbeitet, hat diesen – zumindest in Deutschland – an einer der vielen bundesweiten Hebammenschulen erlernt. In einigen Jahrzenten wird das anders aussehen, denn diese klassische, nicht akademische Ausbildung zur Hebamme wurde nun per Gesetz reformiert.1

Anstatt nach dem alten Ausbildungsmodell, wird die Hebammenkunde final ab 2023 demnach nur noch in Rahmen eines Studiums vermittelt. Bereits 2013 hatte die europäische Staatengemeinschaft festgelegt, dass der Beruf der Hebamme studiert werden soll und damit die Ausbildung so stärker wissenschaftlich fundiert und international vergleichbarer zu machen.2

Hebammenreformgesetz (HebRefG)3: Neuregelung der Ausbildung

Seit 2019 sieht diese gesetzliche Neuregelung vor, dass Hebammen ihren Beruf ab 2020 nur noch in Form eines dualen Studiums erlernen können. Die Ausbildung wird so stärker wissenschaftlich ausgerichtet und ist international vergleichbarer, denn in den anderen EU-Staaten werden Hebammen bereits an Hochschulen ausgebildet.

Damit ändern sich auch die Voraussetzungen für die Berufsausbildung: Während hierfür bisher ein Abschluss mit mittlerer Reife ausreichend war, ist nun eine zwölfjährige Schulbildung oder alternativ eine abgeschlossene Ausbildung in einem Pflegeberuf Voraussetzung. Das duale Studium dauert rund sechs bis acht Semester und trägt im Anschluss nach bestandener staatlicher Prüfung den Bachelor-Titel.

Mit der Einführung der neuen Reform ändert sich zudem die Bezeichnung für die männlichen Entbindungspfleger – auch sie werden Hebamme oder Geburtshelfer genannt.

Wann tritt die Reform der Hebammenausbildung in Kraft?

Die gesetzliche Neuregelung der Ausbildung tritt 2020 in Kraft. Bis zum 31. Dezember 2022 gibt es für die bisherige Hebammenausbildung jedoch eine Übergangsfrist. Bis dahin können Hebammenschulen noch neue Kurse starten. Bis 2027 müssen alle Schüler*innen diese Ausbildung dann abgeschlossen haben. Die Hebammenschulabsolvent*innen erhalten wie bisher ihre Berufsurkunde und dürfen als Hebamme in Deutschland arbeiten.

Wenn du dich also aktuell noch in einer schulischen Hebammenausbildung befindest oder die Ausbildung bis Ende 2022 beginnst, bist du von dieser Regelung nicht betroffen und kannst deine Ausbildung wie gewohnt, aber maximal bis Ende 2027 abschließen.4

Da im Rahmen der Übergangsfrist beide Möglichkeiten bestehen, findest du in diesem Artikel sowohl Informationen zur Ausbildung als auch zum Studium. Innerhalb der EU wird der berufsschulische Abschluss mittlerweile nicht mehr automatisch anerkannt.

Ablauf Hebammenausbildung: Alles rund um die Ausbildung5

Den Beruf der Hebamme kannst du in einer von rund 60 Hebammenschulen in Deutschland erlernen, die ihrerseits jeweils eng mit Kliniken zusammenarbeiten. In der Theorie werden dir Anatomie und Geburtshilfe vermittelt, in den Kliniken und Kreißsälen lernst du die Praxis und den Arbeitsalltag kennen. Dazu gehört auch die Arbeit im Schichtdienst, der in der Regel im Dreierrhythmus getaktet ist.

Deine Ausbildung absolvierst du mit dem staatlichen Examen, das aus einem mündlichen, schriftlichen und praktischen Teil besteht.

Was verdiene ich in der Ausbildung zur Hebamme?6

Hier gilt zu unterscheiden, ob du bei einer öffentlichen oder kirchlichen Einrichtung angestellt bist, oder bei Einrichtungen privater Träger. Letztere sind nicht an Tarifverträge gebunden und legen eigene Gehälter fest, die unter dem Verdienstniveau von öffentlichen oder kirchlichen Einrichtungen liegen können. Das Gehalt steigt natürlich mit dem Ausbildungsjahr.

Neu und bald der einzige Weg zum Beruf der Hebamme: Das Studium7

Das Bachelor-Studium ist Voraussetzung für den Weg in das Berufsleben einer Hebamme. An vielen verschiedenen Standorten in Deutschland bieten Fachhochschulen und Universitäten den Studiengang an. Hier unterscheiden sich oft die Studiengangbezeichnungen, wie zum Beispiel ‚Internationaler Studiengang Hebammen B.Sc.‘, ‚Hebammenwesen (B.Sc.)‘ oder auch ‚Hebammenkunde B.Sc. ‘ oder ‚Hebammenwissenschaften B.Sc.‘.

Dauer des Studiums zur Hebamme

Das Studium umfasst in Vollzeit sechs bis acht Semester.

Inhalte des Studiums zur Hebamme

Die angewandte Hebammenwissenschaft beinhaltet, neben den erforderlichen Grundkenntnissen und -fertigkeiten, auch die wissenschaftliche Kompetenz, die Herausforderungen einer Hebammentätigkeit in der Versorgungspraxis zu bewältigen und ihr medizinisches Handeln wissenschaftlich fundiert reflektieren zu können.

Die Hebammenwissenschaft wird dabei in die medizinische Versorgungsforschung eingegliedert. Hierbei stehen neben der Geburtshilfe und der primären Gesunderhaltung der Patienten auch die folgenden Forschungsfelder im Vordergrund:

  • medizinische Eingriffe in den normalen Geburtsvorgang
  • physiologischen Vorgang der Geburt
  • Wirksamkeit und Nutzen des Hebammenhandelns

Das Bachelorstudium als Basis

Der Ablauf der Hebammenausbildung als duales Studium ist fast zu gleichen Teilen in Praxis und Theorie aufgeteilt: in rund 2.200 Theorie- und 2.200 Praxisstunden. Dabei erfolgt die Lehre des theoretischen Wissens zumeist in den Hochschulen selbst, nicht selten aber auch in Teilen der Kliniken, sofern örtliche Lehrbereiche vorhanden sind.

Die theoretischen Lehrinhalte werden sowohl durch Vorlesungen, Seminare und Tutorien als auch durch praktische Einheiten als Praktika, Exkursionen und praktischen Übungen vermittelt. Hierbei werden hochschulspezifisch verschiedene Module in sieben Semester gegliedert, die zumeist mit einer Prüfung oder Hausarbeit abgeschlossen werden. Es gibt beispielsweise berufsspezifische Module (biowissenschaftliche Grundlagen, Anatomie, Hebammenhandeln), wissenschaftliche Module zu Ausarbeitung und Vertiefung der Fachthemen und praktische Module in Form von studienbegleitenden Praktika. Der berufspraktische Teil des Studiums findet in den verantwortlichen Praxiseinrichtungen und deren kooperierenden akademischen Praxisstätten sowie bei kooperierenden niedergelassenen Hebammen, in kooperierenden von Hebammen geleiteten Geburtshäusern oder auch in ambulanten Einrichtungen statt.

Zur Erreichung des akademischen Grades ‚Bachelor of Science‘ wird zum Ende des Studiums, nach Bestehen der vorangegangenen Module und Prüfungen, eine Abschlussarbeit, auch Bachelorthesis genannt, verfasst, die im Kolloquium verteidigt wird.

Die Ausbildungsdauer einer Hebamme liegt hier bei circa 3,5 Jahren, sprich 7 Semestern. Die im Studium integrierte staatliche Prüfung gilt bei Bestehen als Voraussetzung für das Erlangen der Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung ‚Hebamme‘ oder ‚Geburtshelfer‘.

Mit dem Hochschulabschluss haben Sie anschließend eine ideale Basis für alle Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Vertiefen Sie Ihr Fachwissen zum Beispiel zum Thema Akupunktur oder Kinderheilkunde.

Mit Zusatzqualifikationen dieser Art haben Sie gute Positionierungsmöglichkeiten, um sich in Ihrem Arbeitsumfeld zu spezialisieren.

Darüber hinaus können Sie Ihr Studium auch mit dem Bestreben nach einem Masterabschluss fortsetzen oder diesen nach einigen Jahren Berufserfahrung anknüpfen. Auch der Masterstudiengang wird im dualen System angeboten – das heißt, Sie können weiterhin neben der Uni arbeiten und sich für eine Führungsposition qualifizieren.

Gibt es ein Fernstudium zur Hebamme?

Da das Studium der Hebammenwissenschaften bzw. des Hebammenwesens immer in Form eines dualen Systems angeboten wird, also eng verzahnt mit der praktischen Arbeit in einer Klinik o. Ä., ist ein reines Fernstudium nicht möglich.8

Wie viel verdient man als studierte Hebamme?9

Bereits während des Studiums verdienen Sie, wie auch während einer schulischen Hebammenausbildung, ein festes monatliches Gehalt; dies ist ein großer Vorteil von dualen Studiengängen.

Bitte beachten Sie hierbei, dass sich die Tarifverträge auch jährlich ändern und dass es neben den Unterschieden der Bundesländer auch Unterschiede zwischen den Einrichtungen gibt – also ob es sich um eine öffentliche oder um eine private Einrichtung handelt.

Ihr Einstiegsgehalt nach dem Studium ist ebenfalls von den vorab genannten Faktoren abhängig. Mit Ihrer Berufserfahrung steigt in den Jahren auch das Gehalt. Im öffentlichen Dienst können Sie mit einem Bachelorabschluss in einer führenden Position auch schon in der Entgeltgruppe E9 landen und somit mehr verdienen. Weiteres richtet sich dann auch nach Ihren möglichen Zusatzqualifikationen, die Sie durch Fort- und Weiterbildungen erlangen können.

Entscheiden Sie sich für die Selbstständigkeit, sind Sie allein für Ihr Einkommen verantwortlich. Das bedeutet: Je mehr Geburten Sie betreuen, Mütter begleiten und Kurse anbieten, desto mehr verdienen Sie natürlich auch. ABER: Sie sind auch gesetzlich dazu verpflichtet, sich selbst zu versichern. Auf Grund Ihrer großen berufsbedingten Verantwortung, fallen die Versicherungssummen alles andere als klein aus – hier erfahren Sie mehr rund um das Thema Freiberuflichkeit und Versicherung: Die Freiberuflichkeit.

Hebamme werden: Voraussetzung für den Beruf der Hebamme10

Bei jedem Beruf sind gewisse Voraussetzungen gefordert, die ganz unterschiedlich ausfallen können. An dieser Stelle unterteilen wir sie in ‚harte Faktoren‘ (also die, die im Hebammengesetz als Zugangsvoraussetzungen festgeschrieben sind) und ‚weiche Faktoren‘ (die Interessen und Eigenschaften, die Sie für diesen Beruf mitbringen sollten):

Harte Faktoren:

  • Eine 12-jährige allgemeine Schulbildung vorweisen – also das Abitur (allgemeine Hochschulreife) oder die Fachhochschulreife/das Fachabitur
  • Gesundheitszeugnis

Zusätzlich können folgende Voraussetzungen gefordert werden:

  • Numerus Clausus
  • Aktuelles erweitertes Führungszeugnis
  • Eine Bescheinigung über ein mindestens vierwöchiges Praktikum im Berufsfeld

Ausnahme:

  • Wenn Sie eine 10-jährige allgemeine Schulbildung, einen Berufsabschluss und mehrjährige Berufserfahrung vorweisen können, können Sie auch ohne Abitur oder Fachhochschulreife eine Hochschulzugangsberechtigung erhalten.
  • Wenn Sie eine Ausbildung als Pflegefachfrau/Pflegefachmann oder eine Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeausbildung abgeschlossen haben, haben Sie damit direkten Zugang zum Studium

Die Zugangsvoraussetzungen für das Studium sind im Hebammengesetz (HebG vom 12.11.2019) § 10 geregelt: https://www.gesetze-im-internet.de/hebg_2020/HebG.pdf

Zulassungsbeschränkungen regelt der sogenannte Numerus Clausus (=NC). Die meisten Hochschulen haben für das Hebammenstudium einen solchen NC festgelegt. Dieser fällt oft unterschiedlich aus und wird auch semesterabhängig angepasst.

Das Auswahlverfahren wird von den Hochschulen und den verantwortlichen Kliniken durchgeführt. Bitte erkundigen Sie sich bei der für Sie infrage kommenden Hochschule, mit welchen klinischen Kooperationspartnern diese zusammenarbeitet und wie das Bewerbungsverfahren abläuft. Denn beachten Sie: Erst, wenn man einen Ausbildungsvertrag oder eine verbindliche Zusage einer Praxiseinrichtung in der Tasche hat, ist die Bewerbung um einen Studienplatz möglich.

Weiche Faktoren:

  • Sie sind eine offene und freundliche Persönlichkeit, die sich gern um andere Menschen kümmert
  • Sie sind sehr hilfsbereit und für Sie steht das Wohlbefinden anderer an oberster Stelle
  • Sie sind flexibel und haben und Spaß an Schichten zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten

Der Beruf der Hebamme ist geprägt von den schönsten Momenten, z. B. wie ein Leben das Licht das Welt erblickt. Jede Schwangerschaft, jede Geburt ist so individuell wie der Mensch selbst und es kann auch zu schwierigen und traurigen Momenten im Alltag als Hebamme kommen. So sind Sie auch an der Seite der Frau, wenn sie ihr Kind durch eine Fehlgeburt verliert, eine Totgeburt erleidet oder es zu schwerwiegenden medizinischen Komplikationen bei der Geburt, Kaiserschnitt oder auch danach kommt. Eine gefestigte Psyche ist auch im manchmal stressigen oder hektischen Berufsalltag vorteilhaft.

Welche Arten von Hebammen gibt es?

Unter dem ‚Berufsbild Hebamme‘ unterscheiden wir drei Kategorien, die dort auch noch einmal umfassender beschrieben sind:

Kategorien der Hebammen